Umstechen / Versäubern

Was du unbedingt über das Umstechen wissen solltest:

Wenn du gerne nähst, möchtest du sicher ein Nähergebnis erzielen, das nicht nur außen schön aussieht, sondern auch, von innen „wie gekauft“ aussieht,

Deshalb zeige ich dir hier ganz viel Nützliches zum Thema: „Umstechen“.

Außerdem gebe ich dir weitere Informationen darüber, wie du Schnittkanten und Nahtzugaben an deinen genähten Modellen sauber verarbeiten kannst.

In der Industrie wird der Fachbegriff „Umstechen“ verwendet, du kennst vielleicht aus der Alltagssprache auch Begriffe wie: versäubern, zackeln, mit Zickzack umnähen, kändeln oder overlocken.

Zuerst zeige ich Dir hier einige Fotos mit Alternativen, wie saubere Nahtzugaben an den Kanten aussehen können.

Naht mit Overlock oder Umstechmaschine umstochen
Nahtzugabe mit Zickzackstich an der Haushaltsmaschine versäubert
Hier ein Imitierter Overlockstich mit der Haushaltsnähmaschine genäht
oben wurde die Nahtzugabe mit der Zackenschere verschnitten
und noch eine Variante: Nahtzugabe mit Schrägband eingefasst

Kannst du mit deiner normalen Haushaltsnähmaschine umstechen?

Nein, das geht leider nicht.

Schau dir die Fotos oben noch einmal an, da siehst du optisch die Unterschiede.

Zum richtigen Umstechen mit professioneller Optik brauchst du eine Spezialmaschine.

In der Industrie heißt sie Umstechmaschine oder Überwendlichkettenstichmaschine.

Die Maschinen, die man für den Privatgebrauch kaufen kann, heißen Overlockmaschine.

Zur Vereinfachung werde ich meist den Begriff Umstechmaschine und umstechen verwenden.

Der Stichtyp, den alle diese Maschinen nähen ist der „Überwendlich-Kettenstich“.

Er kann aus 2,3,4 oder sogar aus 5 Fäden gebildet werden. Das kommt ganz auf die Maschine an.

Wenn du eine Overlockmaschine kaufst, dann denke daran, je mehr Fäden sie zum Umstechen braucht, umso mehr Garnrollen in der gleichen Farbe benötigst du.

Schon mit 2 Fäden kannst du eine saubere Naht-Versäuberung erzielen.

Ich habe mir vor über 30 Jahren eine Haushalts-Overlockmaschine gekauft (sie funktioniert immer noch tadellos) und damit alle meine Modelle umstochen. Diese Maschine umsticht mit 2 Fäden, deshalb brauchte ich dafür nur 2 Garnrollen in der gleichen Farbe.

Mittlerweile besitze ich eine Industrie-Umstechmaschine. Der Vorteil ist, dass ich viel schneller damit umstechen kann, allerdings jetzt mit 3 Fäden (brauche dafür 3 Garnrollen in einer Farbe).

Das ist meine Industrie-Umstechmaschine

Wie und weshalb unterscheiden sich Haushaltsnähmaschine und Umstechmaschine?

  • Die Haushaltsnähmaschine (Industrienähmaschinen heißen Schnellnäher oder Doppelsteppstichmaschine) hat als Stichtyp den Doppelsteppstich und benötigt eine Spule für den Unterfaden (siehe auch Spulenkapsel) und eine Nähgarnrolle als Oberfaden.

Du kannst vorwärts und rückwärts nähen und auch mitten im Teil mit der Naht aufhören, vernähen und die Fäden abschneiden.

Außerdem Nähte absteppen, Zickzack, Zierstiche oder Knopflöcher nähen und vieles mehr.

Verschiedene Möglichkeiten von Stichen an der Haushaltsnähmaschine
  • Das alles geht mit der Umstechmaschine nicht !!!!
  • Mit ihr umstichst du die Kanten der Nahtzugaben.

Die Maschine hat auch keine Spulenkapsel, alle Fäden werden von oben eingefädelt, für jeden Faden benötigst du eine eigene Garnrolle.

  • Dafür hat die Umstechmaschine ein eingebautes Messer, mit dem die Kanten vor dem Umstechen automatisch abgeschnitten werden.

Hier siehst du, wie das Messer die Kante abschneidet, dafür habe ich das Nähfüßchen einmal weggeklappt    
  • Diese umstochenen Nähte sind besonders ordentlich und sauber.

Es stehen keine Fädchen mehr ab und die Kanten sind gleichmäßig von Fäden umschlungen.

Mit diesen Maschinen kann nicht rückwärts genäht werden und deshalb auch nicht vernäht werden.

Das Nähgut muss immer an einer Schnittkante entlanggeführt werden.

Absteppen geht mit Umstechmaschinen auch nicht.

Außerdem gibt es keinen sauberen Nahtanfang und Nahtende. An Anfang und Ende der Naht hängt immer eine Fadenkette.

Fadenkette an Nahtanfang und Nahtende

Als Nähanfänger kannst du deine Nahtzugaben natürlich auch erst mal „zackeln“. Das heißt, zuerst alle abstehenden Fädchen abschneiden und danach mit Zickzack vorsichtig die Schnittkanten versäubern. siehe Foto oben.

Das sieht leider nicht professionell aus.

Der imitierte Overlockstich (im Zierstichprogramm vieler Haushaltsmaschinen zu finden) ist auch keine wirkliche Alternative, die Kanten werden damit nicht viel schöner und es ist extrem zeitintensiv, siehe Foto oben.

Du kannst die Nahtzugaben auch mit einer Zackenschere verschneiden, das ist aber nicht bei allen Stoffen ideal und wenn die Modelle gewaschen werden, dann franst es trotzdem aus. Außerdem bekommst du schnell Druckstellen an der Hand, denn die meisten Zackenscheren schneiden eher schlecht und nur mit viel Kraftanstrengung, siehe Foto oben.

Wenn du gerne und öfter nähst, dann lohnt sich die Anschaffung einer Overlockmaschine.

Hier jetzt meine wichtigsten Tipps zum Umstechen:

Mein Tipp 1:

Achte darauf, dass du beim Umstechen immer nur die vorstehenden Fädchen abschneidest, die Nahtzugabe soll in ihrer ganzen Breite erhalten bleiben.

Zu Beginn wurde die Nahtzugabe zu schmal abgeschnitten

Mein Tipp 2:

Auf welcher Seite der Naht wird umstochen?

Wenn du dir die Umstechnaht genauer anschaust, dann siehst du, dass sie von oben, also auf der Seite, die du beim Nähen siehst, immer schöner und gleichmäßiger aussieht als auf der Unterseite.

Umstechnaht Oberseite
Umstechnaht Unterseite

Meistens wird zuerst die Naht genäht, danach beide Nahtzugaben zusammen umstochen und die Naht zur Seite gebügelt.

Hier solltest du bereits vor dem Umstechen überlegt haben, auf welche Seite du die Naht bügeln oder legen wirst.

Schau dir dazu auch an:    „Nahtzugaben  verarbeiten, bügeln und absteppen“.

Umsteche deshalb immer auf der Seite, die später zu sehen sein wird.

Mein Tipp 3:

Vorsicht, Achtung, unbedingt aufpassen!!!!!!

Jetzt am Ende dieses Artikels noch eine wichtige Warnung.

Während meines Unterrichts habe ich es leider oft erlebt, dass meine Schüler beim Umstechen nicht aufgepasst haben und aus Versehen mit der zu umstechenden Nahtzugabe noch ein anderes Schnittteil ihres Modells mitgenäht haben.

Bei einer Doppelsteppstichnaht wäre das kein Problem. Einfach die Naht auftrennen und nochmals nähen.

Aber da die Umstechmaschine das Messer hat, das vor dem Nähen bereits schneidet, ist ganz schnell ein Loch an der falschen Stelle in den Stoff geschnitten.

Da bleibt dann oft nur noch, das zerschnittene Schnittteil neu zuzuschneiden und auszutauschen.

Damit dir das nicht passiert, kontrolliere vorher genau, was du umstechen willst, lege deine Naht schön flach auf und überprüfe, dass nichts Falsches versteckt unter der Naht liegt.

Mein Tipp 4:

Oben war eine Nahtzugabe zu sehen, die mit Schrägband eingefasst ist, siehe Foto. Das ist auch relativ aufwändig, aber immer dann schön, wenn die Innenseite beim Gebrauch mal zu sehen ist. Beispielsweise bei ungefütterten Jacken oder Mänteln. Die zieht man drinnen aus und auch andere sehen die Innenseite.

Da macht sich ein schöner Kontrasteinfass immer gut und dein Modell sieht auch von innen toll aus.

Jacke, Nahtzugaben innen mit Schrägband eingefasst
Detailansicht Schrägband-Einfass

Jetzt freue ich mich, wenn meine Infos und Tipps dir weiterhelfen und wünsche Dir ganz viel Näherfolg.

Deine Elsa von www.näh-gern-gut.de